Samstag, 21. August 2010

Hannibal Lecter in Florenz

Es ist nicht unbedingt die beste Bekanntschaft, die man machen kann, aber dieser Hannibal genauso harmlos wie eine kleine Maus. Eigentlich sogar noch harmloser, denn eine Wachsfigur kann ja nicht mal Kabel durchknabbern. Trotzdem finde ich ihn immernoch gruselig, egal, wo, wie, oder in welchem Zustand ich ihn sehe - also: - SEIN Zustand natürlich!



Aber fangen wir von vorn an.
Heute machen wir uns auf, um nach drei Tagen Aufenthalt außerhalb der Stadt endlich mal die Innenstadt zu erkunden. Nach dem Frühstück müssen wir uns ein wenig beeilen, um den Bus zu bekommen, der uns zu unserer Stadtführerin bringt. Sie ist eine Freundin der Professorin und macht das sogar kostenlos für uns - und dabei wirklich gut. Geduldig bleibt sie überall stehen um die zahllosen Fotosessions abzuwarten. Meine Kollegen lassen sich überall ablichten: Jeder Baum, jedes Haus, jedes Mauerwerk, jede Straße wird zur Kulisse ihrer Porträts und bald haben sie mich damit auch angesteckt.



Gemeinsam wandeln wir durch die florentinischen Gassen und bewundern historische Zeugnisse, kosten vom originalen Gelato und genießen die leicht begehbaren Straßen. Denn in ganz Italien sind zur Zeit Ferien und alle Italiener stömen hinaus in die weite Welt. Das heißt allerdings auch, dass sehr viele der Geschäfte geschlossen sind. Gäbe es nicht einige tapfere Verkäuferlein, käme Florenz vermutlich einer Geisterstadt nahe.
Nach den obligatorischen touristischen Besichtigungen des Doms und der Cattedrale di Santa Maria del Fiore und der Ponte Vecchio wenden wir uns dem Giardino Boboli zu.



Dieser ist groß genug, um sich ausgiebig die Füße zu vertreten, etwas Sonne zu tanken und in der Porzellanausstellung kann man bei milderen Temperaturen wieder etwas zu Kräften kommen.
Allerdings auch nicht genug, denn wir sind nun wirklich erschöpft und treten die Heimreise an. Schließlich soll heute Abend beim Social Dinner noch ordentlich geschlemmt werden - und dafür müssen wir vorher dringend noch duschen!
Mehr dazu also später noch.

Wow, ich kann nur sagen, wow. wie eine Frau, begleitet von einem E-Pianisten, es schafft, eine ganze Kirche mit ihrer Stimme auszufüllen! Leider habe ich ihren Namen nicht mehr im Kopf, ich sollte das nachtragen. Aber ihre Stimme ist wirklich einprägsam. Mit verschieden Opernstücken aus aller Welt schafft sie es fast, mich zu Tränen zu erweichen. Und dabei ist sie so unglaublich nett. Im übrigen werden auch sie und der Pianist zu Kulissen umfunktioniert. Immer und immer wieder kommen Studenten, stellen sich in ihre Mitte und lassen sich ablichten. Unglaublich.
Danach geht es zum "Social Diner". Das heißt: traditionelle italienische Pizza aus dem original Steinofen des Hauses, direkt vor unseren Augen zubereitet. Und natürlich auch super lecker!



Danach bereue ich meine Offenheit ein bisschen. Denn es hat sich herumgesprochen, dass ich Gitarre spiele und natürlich lässt sich auch immer irgendwo im Haus eine Gitarre finden. Und schon sitze ich damit zwischen allen Stühlen und versuche mich verzweifelt an Akkorde zu erinnern. Diejenigen, die im ebenfalls aufgefundenen Gesangbuch stehen, sind nämlich ziemlich kompliziert und ohne meine Grifftabellen bin ich ganz schön aufgeschmissen. Auch das Zusammenspiel mit der großen Cantante erweist sich als schwierig, denn die Lieder die ich kenne, kennt sie nicht, und die Lieder, die sie kennt, kenne ich nicht. Aber wir sind uns einig, dass die Gitarre noch öfter rausgeholt werden sollte. Viellicht beim Abschiedsabend, wahrscheinlich aber auch schon früher.

Mittwoch, 18. August 2010

... ein Birnenbaum in seinem Garten stand ...

Da dachte ich mir, es reicht, wenn ich den Wecker auf 7.45 Uhr stelle. Immerhin sollen wir erst gegen 8.15 Uhr zum Frühstück erscheinen. Trotzdem klingelt es schon 7 Uhr neben mir, denn gewisse Personen stehen dann auf, um eine halbe Stunde lang durch die Gegend zu joggen. Wirklich beeindruckend! Und neun Stunden Schlaf sind jawohl wirklich genug.
Das Frühstück ist italienisch, d.h. besonders für Morgenjogger völlig unzureichend und viel zu süß. Naja, kulturelle Unterschiede. Aber offenbar sind wir nicht die einzigen, die damit ein Problem haben. Die DILL-Studenten kommen alle aus den unterschiedlichsten Ländern der Welt: Italien, Deutschland, Bosnien, Südafrika, Thailand, Vietnam, Indien - und das sind nur die, mit denen ich bisher gesprochen habe. Und die Wenigsten sind ein süßes, kleines Frühstück gewohnt.
Genauso unterschiedlich wie unsere Frühstücksvorlieben sind auch unsere Akzente. Manche verstehe ich sofort, wenn sie englisch sprechen, bei anderen übe ich mich in der wichtigsten Technik, die man lernen kann: Lächeln und Nicken, Lächeln und Nicken. Aber das ist Gewohnheitssache.

Unsere erste Aufgabe im Kurs ist es, einige Kriterien für digitale Bibliotheken zusammenzustellen, und daraus dann die "chances" und "barriers" zusammenzustellen - Kommilitonen mag das wohl bekannt vorkommen.
Nach dem Mittagessen, was hier regelmäßig aus zwei Gängen und einem Salat besteht (heute gab es sogar Kartoffelbrei!), zeigen wir, wie multimedial wir sind.
Die Vorlesung wurde von einem Professor aufgezeichnet und mit einer Power-Point-Präsentation zusammengestellt. Im Anschluss sprechen wir mit eben jenem Professor per Skype-Videokonferenz.

Gut, dass ich schon gestern allein nach Florenz losgezogen bin, denn heute erfahren wir von Christin, dass im letzten Monat hier in der Nähe eine junge Frau angefallen wurden. Nach dem Kurs schließe ich mich deshalb einigen Studenten an, die ein bisschen die Gegend erkunden wollen. Bis wir losgehen vergeht mehr als eine halbe Stunde, denn wir warten die ganze Zeit auf Leute, die sowieso nicht mitkommen wollten - währenddessen die die mitkommen wollen "nur noch mal schnell" - was auch immer machen.
Wir durchstreifen die Gegend, erst auf den Straßen, wo man des Öfteren zur Seite springen muss, um nicht von den Autos gestreift zu werden, dann auf grünen Pfaden, in denen gefräßiges Viehzeug nur auf unser Blut gewartet hat. Aber wir kämpfen uns mutig bis zu einer Plantage durch: Weinberge, Olivenbäume und genau ein Birnenbaum - umsäumt von der Kullisse der florentinischen Innenstadt. Der Birnenbaum wird geplündert. Es ist unsere erste illegale Handlung hier, denn ich bin ziemlich sicher, dass das nicht "public property" ist - egal, was die anderen sagen.



Immerhin, die Birnen schmecken gut und wir treten die Heimreise an. Mit einem kleinen Abstecher zu einer größeren Villa mit wunderbarer Aussicht auf Florenz und - Granatäpfeln, die direkt auf der Terasse wachsen. Ein Studentin - ich sollte anfangen, mir die Namen hier zu merken - nennt sie: "The fruits of my homecountry".
"Das Verbreitungsgebiet des Granatapfels liegt im westlichen bis mittleren Asien; die Heimat des Baumes erstreckt sich von der Türkei über den Kaukasus (Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Dagestan) sowie Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan östlich bis nach Iran, Afghanistan und Pakistan." (aus Wikipedia: Granatapfel)
Ok, wo kommt sie jetzt her? Ich werde sie wohl fragen müssen...
wenn mir ihr Name wieder einfällt...

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