Dienstag, 5. Oktober 2010

Milano - davvero alla moda

Mailand ist die Stadt der Mode. Das ist wahrlich kein Klischee, es bewahrheitet sich, wohin man nur blickt. Nicht nur, dass jeder zweite Modeladen den Namen eines bedeutenden und wohlbekannten Designers trägt, man sieht es auch an den Leuten hier. Ich habe am Wochenende in Mailand keinen einzigen Menschen gesehen, den man nicht von der Straße direkt in ein Modekatalog-Shooting hätte stecken können – und das, ohne auch nur noch einmal die Frisur zu richten. Und dass Gummistiefel einmal „in“ sein würden, das können auch nur Italiener wissen.
Aber natürlich gibt es auch andere schöne Sachen in Mailand. Von unserem etwas abgelegenen, aber absolut wunderschönen Hotel aus machen Victor und ich uns jeden Tag unseres verlängerten Wochenendes auf ins Abendteuer. Aber erst nach einem ausgiebigen Hotelfrühstück – ich liebe Hotelfrühstück!
Samstag erkunden wir erst mal das Zentrum: die Piazza del Duomo, den Duomo selbst, die Galleria Vittorio Emanuele II, die Piazza Scala mit Leonardo da Vinci, dem Palazzo Marino und natürlich dem weltberühmten Opernhaus.


Der Mailander Dom


Die Galleria


Leonardo da Vinci - mit Taube auf dem Kopf

Tatsächlich muss ich feststellen, dass mir die vielbesungene Mailänder Scala gar nicht mal so sonderlich ins Auge sticht, als ich sie das erste mal sehe. Das Gebäude wirkt neben dem gigantischen Duomo eher wie eine Schule oder eine älteres Regierungsgebäude. Leider habe ich auch keine Möglichkeit, mal hineinzusehen. Tagsüber sind die Türen gut verschlossen und am Abend verstören mich die gut bewaffneten Sicherheitspolizisten auf der Piazza zu sehr, als dass ich es wagen würde, einen längeren Blick in das Innere zu werfen. Das Polizeiaufgebot hier ist erstaunlich. Abends stehen sie mit Maschinengewehren auf den Straßen, tagsüber spazieren sie mit „einfacheren“ Waffen durch die Fußgängerzone. Braucht Mailand das wirklich, um sicher zu sein? Die Stadt wirkt eigentlich nicht wirklich bedrohlich, bis auf die Tatsache, dass gegen Abend alle Läden verschlossen und verriegelt werden und man sich plötzlich fühlt wie in einem alten Western.

Von den US-Anfängen kann man aber auch problemlos ins Mittelalter wechseln, wenn man sich zum Castello Sforzesco begibt. Hier sind die Anhänger schon am Samstag fleißig dabei, die Rede Berlusconis am nächsten Tage vorzubereiten und mit zahlreichen Präsenttaschen voller Kleinigkeiten zu bewerben. Victor und ich spazieren derweilen lieber durch den angrenzenden Parco Sempione. Am Abend finden wir uns wieder vor dem Castello wieder – vor der Fontana, um genau zu sein. Denn nach längerem Suchen finden wir hier die Tram, die uns zurück zum Hotel bringt. Sie sieht allerdings gar nicht so modern aus, wie wir das noch vom Morgen gewohnt sind. Sollten diese Holzsitze tatsächlich aus dem Jahre 1836 sein, wie die Zahl auf dem Tram-Gehäuse es vermuten lässt? Eher unwahrscheinlich – hoffe ich zumindest...


Das unaussprechliche Castello samt Fontana


Das Brandenburger Tor - oder doch nicht?

Am Sonntag ist Shoppingtag. Hier scheint es keine Mitarbeiterstreiks oder gesetzliche Verkaufsverbote zu geben. So ziemlich alle der teureren Läden haben heute geöffnet. Und auch einige, die mehr als fünf verschiedene Kleider anbieten und deren Preise noch unterhalb der Drei-Ziffern-Zahlen verbleiben – vor dem Komma, versteht sich. Wieder stelle ich fest, dass die H&M-Läden in jedem Land andere Sachen verkaufen – und natürlich überall schönere als in Deutschland.
Vorher besuchen wir allerdings noch den Friedhof. Das Eingangsgebäude des Cimitero Monumentale hatte ich nämlich bereits von der Bahn aus gesehen und für sehenswert befunden. Friedhöfe sind keine Touristenorte. Dennoch läuft uns sogar eine Gruppe samt Stadtführerin über den Weg. Das ist auch kein Wunder. Die Gräber hier ähneln eher einer Ansammlung teuerster Statuen und Denkmäler. Kaum eines, das kein Monumentalbild aufzuweisen hat. Beeindruckend ist das allemal.


Cimitero monumentale


"Souvenire Venice hand made in China"


Victor vor/auf der Fontana

Für Montag planen wir eher einen ruhigen Spaziergang. Immerhin muss Victor schon halb sieben wieder nach Spanien fliegen und auch ich möchte noch vor acht Uhr abends zurück in Parma sein, damit ich noch einen Bus zum Studentenwohnheim bekomme. Da es überdies noch regnet, laufen wir gut bepackt durch die nasse Stadt: mit Trolley, zwei Rucksäcken, einem Regenschirm und einer Rose (Ja, den Spruch: Wollnsenerosekaufen?, gibt es auch hier ☺ ). Neben der Universià degli Studi di Parma und der Piazza Fontana besichtigen wir noch einige Kirchen und Monumente, die uns entgegenkommen. Dann geht es zur Stazione Centrale.


Università degli Studi di Milano

Bevor ich mich in den Zug nach Parma setze schlendere ich noch einmal durch den Bahnhof. Eigentlich bin ich auf der Suche nach einem guten Buch. Doch auch hier zeigt Mailand, wie viel wichtiger die Mode doch ist. Ich finde keinen Buchladen, dafür aber einen Laden für Unterwäsche, einen Optiker und ein Spezialgeschäft für Fuß- und Beinbekleidung. Da ich mich aber nicht zwei Stunden lang mit einer Strumpfhose beschäftigen kann, stapfe ich zum Kiosk. Dort muss ich mich mit einer milde gesagt spärlichen Auswahl begnügen. Selbst in Parma gibt es mehr Bücher am Bahnhof als hier. Dabei bin ich, was Sprache angeht, sogar recht flexibel. Wahrscheinlich ist es nur mein großes Manko, keine Krimis zu mögen, das mir hier wieder Steine in den Weg legt. Also gut. Ich entscheide mich nach langem Hin und Her für den Piccolo Principe. Antoine de Saint-Exupéry habe ich ja schon sowohl auf Deutsch als auch auf Französisch gelesen. Mal sehen, wie er mir auf Italienisch gefällt. Und „alla moda“ ist der „Kleine Prinz“ allemal. Damit passt das doch!

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