Mittwoch, 1. September 2010

Bye bye, Firenze...

Heute morgen wache ich auf originial italienischen Sandkörnern auf. Nachts war es so kalt, dass ich lieber noch meine Decke auf das Laken gelegt habe, dass hier normalerweise ausreicht, um warm zu bleiben. Und da ich diese Decke auch schon am Strand benutzt habe, verteilen sich entsprechend viele kleine Körnchen in meiner Bettwäsche. Aber es soll mich nicht weiter stören, denn morgen geht es ab nach Parma.
Heute lauschen wir jedoch noch einmal gespannt einer Vorlesung eines unserer italienischen Professoren. Mit Siebenmeilenstiefeln rauscht er weiter durch die Geschichte der Computer und des Internets, sodass wir schlussendlich in der heutigen Zeit ankommen. Und dann wagen wir einen Blick in die ferne Zukunft: Wie sieht der Bibliothekar vor morgen aus? Meinen Berliner Kommilitonen wird diese Frage bekannt vorkommen. Auch ich habe dazu einen festen Standpunkt und bin umso mehr überrascht, die Beiträge der anderen Studenten zu hören. Von: "Es bleibt alles, wie es ist." bis "Die Zukunft braucht keine Bibliothekare mehr, nur noch Computerspezialisten." ist alles dabei. Da fragt man sich doch, warum wir eigentlich hier sind und den Studiengang "Digital Libraries" verfolgen...
Es folgt wieder Papierkram. Gestern mussten schon die Formulare zur Immatrikulation ausgefüllt werden.Darin wird nach jeder einzelnen Prüfung des letzten Abschlusses mit Namen und Note gefragt - manchen Studenten reicht der Platz aber nicht aus, weil sie bis zu 60 Prüfungen gemacht haben. In drei Jahren! Ich glaube, wir deutschen meckern wirklich auf hohem Niveau!
Übrig bleiben die Evaluation der Summer-School und der Villa-Morghen; unserer königlichen Residenz hier in Florenz.
Dann geht es um die nähere Zukunft. Morgen, um genau zu sein.
Der Bus wird uns direkt zum Studentenwohnheim bringen, wo die meisten von uns die nächsten Monate verbringen werden. Danach müssen wir uns die Steuernummer besorgen und dann haben wir Zeit, die Gegend zu erkunden. Zumindest erst mal den Supermarkt, gleich neben dem Wohnheim.
Ob die wohl Schwarzbrot haben? Ich glaube ja nicht. Aber man darf wohl noch hoffen.

Mittwoch, 1. September 2010

Der Geist Italiens

Wow ist das frostig hier. Ich hatte erwartet, dass es im Herbst kalt wird, aber schon Ende August?
Aber das ist sicher nur ein kleines Tief, das sich ganz schnell wieder verzieht. Hoffentlich.
Heute haben wir die erste Lektion mit Vittore Casarosa. Ich hatte mir einen langhaarigen dynamischen jungen Mann vorgestellt, auch wenn ich nicht recht weiß, warum. Stattdessen steht ein weißhaariger älterer, dennoch sehr dynamischer Herr am Lehrertisch, der uns einiges über früheste Computertechnik erzählt. Und das sehr lebendig und sehr überzeugend.
Er erträgt auch (fast) ohne zu Murren eine weitere Fotosession direkt vor dem Hotel mit dem wunderbaren Blick auf Florenz. Und er assistiert als Übersetzer bei der abendlichen "Pizza-Class". Als kleinen Abschied hat das Hotelpersonal nämlich einen Pizzaabend vorbereitet, bei dem wir diesmal selbst mit anpacken dürfen. 40 verschiedene Hände kneten also an einem Teig herum, um dann entsetzt zu erfahren, dass wir den Hefeteig noch eine halbe Stunde ruhen lassen müssen, bevor wir uns unseren Pizzaboden rollen und belegen dürfen, damit Roberto ihn in den hauseigenen Backsteinofen schiebt.



Anna-Maria bringt für die kleine Feier auch gleich noch einige Gäste mit - die aufgrund ihres Alters ihre Pizza natürlich vor uns bekommen. Manno ;(. Aber auch Gigi, seineszeichens Jurist und Musiker ist unter den "Neuankömmlingen". Er hat seine Gitarre mitgebracht und so sitzen wir nach dem Essen noch lange nach Sonnenuntergang auf der Terrasse. Wir singen alles, was er spielen kann: Von italienischen Klassikern über englische Popmusik bis zu Bosnisch-Serbischen Traditionsgesang. Das ist der wahre Geist Italiens - wie ich ihn gern definiere. Einfach nur zusammensitzen, egal, ob man sich seit Jahren, Wochen oder Minuten kennt, etwas Essen und Lieder singen. So sollte jeder Tag enden.


Regen über Florenz

Es ist kälter geworden. Wesentlich kälter. So kalt, dass ich heute Abend sogar mit Hosen rausgehen muss. Und geregnet hat es auch noch. Was soll das denn bitte? Dabei hatte ich doch den ganzen Nachmittag frei, weil die anderen entscheiden müssen, wo sie ihre Masterarbeit schreiben wollen.



Aber ich habe ja auch andere Sachen zu tun, als nur draußen zu sein. Spanisch lernen, zum Beispiel. Oder mein italienisches Buch lesen. Ich werde noch wahnsinnig im Kopf mit den ganzen Sprachen, die ich hier zu einem riesigen Brei zusammenmixe!

Am Abend gehen wir dann doch noch mal in die Stadt - wieder chinesisch essen. Eigentlich wollte ich mich ja bessern, aber diesmal ist es ein echtes Kulturereignis. Carol - ihr chinesischer Name ist unaussprechlich, daher stellt sie sich immer mit dem westlichen vor - klärt uns über einige chinesische Eigenheiten auf:
1.: Die weibliche Form des Drachen ist der Phönix, sieht man sie (oder ihre Schriftzeichen) zusammen, so steht das für die Ehe. So auch auf unseren Stäbchen. Auf dem zweiten Stäbchen steht: "Hundert Jahre glücklich zusammen". Das sind also Hochzeitsstäbchen - und wenn ich mich recht entsinne, habe ich die schon in einigen "deutschen" chinesischen Restaurants gesehen.



2.: Die Katzen, die in jedem asiatischen Laden zu finden sind, kommen ursprünglich aus japanischer Tradition. Es heißt, vor einem Laden hätte einst eine kleine Katze gestanden, die die Kunden ins Geschäft gelockt hat, was dem Inhaber zu großem Gewinn verhalf. Deshalb stehen die Katzen für finanziellen Erfolg.
3.: Nicht in China ist es Brauch und Sitte, klangvoll zu schmausen, sondern nur in Japan. Im Reich der Mitte versucht man stattdessen, so wenig wie möglich Geräusche zu machen.
Genauso hält man sich beim darauffolgenden Reinigen der Zähne mit einem Zahnstocher die freie Hand vor den Mund. Alles andere wäre sehr unhöflich.
4.: Chinesen teilen ihr Essen. Es wird auf eine drehbare Platte gestellt, sodass jeder am Tisch von allem probieren kann.
Genauso machen wir es auch und schaffen es, bis auf eine Viertelschale Reis, alles wegzuputzen.

Dann geht es wieder ab nach Hause und dann - mit vollem Magen - ins Bett. Morgen gibt es wieder richtigen Unterricht. Da sollte man wohl besser fit sein.

Sonntag, 29. August 2010

Herr Ober, darf ich Ihnen vielleicht etwas bringen?

Ach ist das mal ein schöner entspannter Tag. Das hatte ich ja seit meiner Ankunft in Florenz nicht mehr. Zwar muss ich morgens schon um acht Uhr aufstehen, um noch etwas zum Frühstück zu ergattern, aber wer sagt denn, dass ich danach nicht wieder ins Bett gehen darf?
Trotzdem: Den ganzen Tag will ich nicht im Zimmer verbringen. Zu sehr reizt es mich, doch noch einmal das Dante-Haus und das Leonardo-Da-Vinci-Museum von innen zu sehen. Ich markiere mir extra die Straßen auf der Karte, um dann in Florenz angekommen zu merken, dass ich sie im Zimmer vergessen habe. Dann muss mein bescheidener Orientierungssinn mich eben dort hinbringen.
Zuerst finde ich die Chiesa-di-Dante, Dantes Kirche. Hier soll Dante seine angebetete Beatrice das erste mal gesehen haben, und damit stellt sie auch den ersten Schauplatz des wunderbaren Bandes Vita Nova dar. Dementsprechend ist auch die Kirche mit Bildern dieser Geschichte geschmückt.



Weniger aufschlussreich ist hingegen das Dante-Haus, zumindest, was die Vita Nova betrifft. Stattdessen informiert es eher über Herrschaftsverhältnisse und die städtebaulichen Eigenschaften Florenz' zu Dantes Zeit. Außerdem ist die Divina Commedia zu sehen, sowohl in Text, als auch in Bildform.


Die Göttliche Kommödie auf einen Blick - aus 10 cm Entfernung kann man das sogar lesen!

Jedoch sind mir die ausgeschmückten Darstellungen des Infernos ziemlich schnell zu viel und ich mache mich auf die Suche nach dem Leonardo-Da-Vinci-Museum.

Leonardo war definitiv ein Genie. Ob er seinen Geist denn immer zum Vorteil der Menschen eingesetzt hat, darüber bin ich mir in Anbetracht der ausgestellten Kriegsmaschinen nicht so recht im Klaren. Viel faszinierender sind jedoch für mich seine Arbeiten, die das alltägliche Leben betreffen: Kugellager, Flaschenzüge, Walzmaschinen, Füllfederhalter - alles, was der große Maestro damals in Bild und Tat umgesetzt hat, finden wir hier anschaulich nachgebildet. Am meisten hat es mir natürlich der große Vogel angetan.



Was würde Leonardo wohl sagen, wenn er einen heutigen Flughafen sehen könnte? "Ich hab's doch gewusst!" - vermutlich. Selbst eine Skizze eines nahezu neuzeitlichen Fahrrades wird heutzutage ihm zugeordnet. Man weiß ja nie so recht, was die Erfinder damaliger Zeiten wirklich selbst gemacht haben und was ihre Schüler. Dennoch bleibt die Ausstellung trotz ihrer geringen Größe sehr beeindruckend.

Jetzt muss ich wohl zuletzt noch etwas ganz Grausames gestehen. Ich weiß gar nicht, wie ich das sagen soll. Aber ich musste es einfach tun. Es ging einfach nicht mehr anders. Ich musste...
... zum Chinesen gehen! Pizza und Pasta sind wunderbar und lecker. Aber irgendwann braucht man auch mal etwas anderes. Da kommen mir die chinesischen Restaurants direkt in der Straße des Museums durchaus gelegen. Das Lokal meiner Wahl hat leider immer noch geschlossen, obwohl es schon 17.45 Uhr ist und auf dem Zettel an der Tür steht: "Riapri 17.30".
Also gut, dann gehe ich eben doch zu dem anderen Chinesen. Der spricht zum Glück auch italienisch, postiert mich an einem Tisch direkt an der Kasse und gibt mir eine Karte. Vermutlich soll ich die auswendig lernen, denn nachdem ich gewählt habe warte ich noch eine halbe Ewigkeit darauf, dass ich endlich bestellen darf. Das mag daran liegen, dass es einen Kellner gibt, der das Essen bringt, und einen, der eigentlich die Bestellungen aufnehmen soll. Dieser aber ist sehr lange mit dem Computer beschäftigt, sodass sich der andere erbarmen muss, meine Wünsche entgegenzunehmen. Während ich auf das Essen warte, studiere ich die Gebrauchsanweisung der Stäbchen.



Es heißt: Je gerader man seine Stäbchen auseinanderbricht, desto ausgeglichener ist man im Moment. Wenn es danach geht bin ich wohl heute der reinste Wasserspiegel, denn so gerade habe ich mein chinesisches Essbesteck noch nie gebrochen. Vielleicht ist aber auch die Sollbruchstelle etwas besser ausgefeilt, als in den "deutschen" chinesischen Restaurants. Auch sind hier die Portionen etwas kleiner, aber das ist ok, denn bei der Hitze kann man sowieso nicht so viel essen. Und die Hauptsache ist doch auch, dass es schmeckt!

Ich habe nie gelogen!

Mal wieder ist es sechs Uhr in der Frühe, als wir uns gestern aus dem Bett schälen. Als ich schon etwas zeitiger nach unten komme, um am Piazza Niccolo Tomaso noch eine Flasche Wasser zu besorgen (ja, die Geschäfte machen hier morgens um 6.30 Uhr auf, auch wenn sie den ganzen Nachmittag geschlossen sind), ist noch nicht einmal die Breakfast-Box da. Aber dafür hat man ja Kommilitonen die man sorglos mit der Mitnahme der wertvollen Kraftstoffe betrauen kann.
7.05 Uhr bringt uns ein Bus zu Stazione Centrale und von dort aus geht es weiter nach Rom. Der Schnellzug braucht dorthin nur anderthalb Stunden, genug Zeit, um noch ein bisschen zu schlafen. Nachdem wir mit der U-Bahn direkt bis zum Kollosseum gefahren sind, gibt es schon die erste Verlustmeldung: Ein Portemonnaie wurde gestohlen! Die Kreditkarte und eine ganze Menge Geld des ältesten DILL-Studenten sind damit erst mal weg. Die Hintertaschen der Hose sind nun mal in der überfüllten U-Bahn nicht gerade der sicherste Platz, um so etwas zu verstauen. Daher stehen wir noch eine Weile untätig herum, während er in Pakistan anruft und jemanden mit der Sperrung der Karte zu beauftragen. Nur gut, dass sein Reisepass noch da ist!


Das Kollosseum

Dann beginnen Frederico und Frederica, beide Parmeggiani, aber ersterer geborener Römer, mit der Touri-Führung. Zuerst geht es zum Kolloseum, dann am Forum Romanum vorbei bis zum Capitolino. Frederico erklärt uns, dass das Wort "Capital" für "Hauptstadt" daher kommt, dass die Römer einst diesen Ort, an dem sie ihre Regierung etalierten "Capitolino" nannten. Außerdem zeigt er uns auch eine altrömische Version des SPA - allerdings leider nur von Ferne, und außerdem kann man dort leider auch kein Bad mehr nehmen. Bei der italienischen Hitze könnten wir das gut gebrauchen, obwohl das Wetter es gut mit uns meint und uns eine Wolken vor die Sonne schiebt, damit wir nicht ganz zu Krebsen werden.


Diese Ägypter-"Statue" schaut etwas komisch drein. Ob das wohl an der Hitze liegt?

Auf der spanischen Treppe wird sich erst mal gesammelt für das obligatorische Gruppenfoto. Es ist ja nicht so, dass wir auch an jedem anderen Ort tausende Male anhalten um von jedem hunderte von Fotos zu machen. Aber ich glaube, diese Angewohnheit habe ich schon einmal erwähnt.


Auch coole Jungs müssen ihre Coolness ständig im Bild festhalten :)

An der Fontana di Trevi haben wir erst mal eine halbe Stunde lang Mittagspause, bevor Christin uns allen ein leckeres Eis spendiert. Das ist wohl das schokoladigste Nutella-Eis, das ich jemals gegessen habe. Und das merkwürdige daran ist: Es ist weiß! Weiß mit brauner Schokocreme gemischt. Sollte ich mir gedanken über Farbstoffe in Nutella machen? Möglicherweise.
Mit dem Eis in der Hand stimmen wir alle ein kleines Geburtstagsständchen an, denn Patience, eine Studentin aus Urugay, hat heute Geburtstag. Sie ist total überrascht und wirkt sehr glücklich. Auch, als ich sie auf dem Weg zum Vatikan frage, ob dieser Geburtstag nicht sehr anstrengend ist, sagt sie, er sei zwar anstrengend, aber auch einer der besten Geburtstage, den sie je hatte. Wer kann schon von sich behaupten, an seinem Geburtstag eine zivilisationprägende Weltstadt besucht zu haben. Naja, ich wohne in Berlin, insofern... Aber das ist trotzdem etwas anderes.
Nach dem Besuch des Sankt-Petersdoms geht es weiter zum Bocca della Verita. Jetzt wird es spannend, denn es heißt, wenn ein Lügner seine Hand in den "Mund der Wahrheit" legt, dann wird er sie verlieren. So stehen wir denn murmelnd und zitternd Schlage, immer erwartend, dass doch noch jemanden dieses Schicksal ereilt. Um mich muss ich mir ja keine Sorgen machen, ich weiß ja, dass ich niemals gelogen habe. Und hier kommt auch der Beweis dafür:


Beide Hände noch dran!

Aber auch alle anderen DILL-Studenten sind reine Unschuldslämmer. So sind sie, die Informationswissenschaftler; immer eifrig, zuverlässig und ehrlich. Immer. Klar!

Die Rücktour von Rom nach Florenz wird um einiges länger. 20 Euro haben wir pro Person gespart, dadurch, dass wir nun den vierstündigen Trip auf uns nehmen. Doch dieser bleibt nicht ereignislos. Mir stockt fast der Atem, als ein Mitreisender, um dem Kontrolleur die Karte zu zeigen, seinen sichtlich schweren Koffer aus der Gepäckablage über sich nehmen will und dann samt Koffer auf den Boden fällt. Doch es scheint bei dem Schreck zu bleiben. Das erste, was der Fahrgast, nachdem er sich erhoben hat tut, ist einen Reißverschluss zu öffnen, die Fahrkarte herauszunehmen um sie dem Schaffner vorzuzeigen. Dann postiert er den Koffer seelenruhig wieder über seinem Kopf. Da hat er noch mal Glück gehabt!


Letzte Änderungen

Noch in Berlin (nadinemes, 01.Dez 11, 21:03)

Willkommen in Berlin!!! Das war... (ichbinvcp, 24.Dez 10, 20:40)

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Nur noch eine Woche Parma ;( (nadinemes, 09.Dez 10, 20:36)

Ich kriege Besuch!!! :) (nadinemes, 01.Dez 10, 19:55)