Montag, 1. November 2010

Die Nacht mit dem Teufel...

Viel hatte ich nicht erwartet, als ich mich nach einem langen Arbeitssonntag doch noch entschied, zur ERASMUS-Party zu gehen. Immerhin hatte es schon den ganzen Tag geregnet, meine Kommilitonen wollten entweder zu Hause bleiben, oder waren schon auf den Weg zu anderen Parties und ob ich von den anderen Gästen jemanden kennen würde war nicht so recht sicher.
Aber ein Versuch war es allemal wert und so kam ich dann auch - nach typisch deutscher Manier - pünktlich 21.30 Uhr im "Non Solo Latte" an. Dass es dort nicht nur Milch geben würde, war mir ja klar, aber muss deswegen eine Cola gleich 3 Euro kosten? Und von den ERASMUS-Verantstaltern war auch noch niemand zu sehen. Die kamen dann erst eine Viertelstunde später und nach und nach erblickte ich auch ein paar andere bekannte Gesichter.
Eines dieser Gesichter gehörte zu Yunus - seines Zeichens türkischer Herkunft. Daher fand ich mich kurz darauf an einem Tisch, maßgeblich umgeben von türkischen Hexen wieder. Erneut leistete mir mein Mitbringsel vom "Barathon" gute Dienste. Diese bunt leuchtende "Kristall"-Kugel ist genau das richtige Accessoir für jede Hexe und kam sehr gut. Außerdem konnte ich auch mal wieder meine Italienischkenntnisse ausprobieren - diesmal an einem gebürtigen Italiener. Partys sind eben doch ein sehr wichtiger Teil des Auslandsstudiums.


Die Hexen auf einen Blick


Kristallkugel im Einsatz


Der gebürtige Italiener setzt ein Zeichen


Kurz darauf erblickte ich ihn: den Teufel. Ich erkannte ihn sofort, auch wenn er seine Maske noch gar nicht auf hatte. Im normalen Leben heißt er Danijel und studiert mit mir zusammen. Er, Stascha, ihr Freund und sein Cousin waren erst vor Kurzem angekommen. Letzterer ist in hiesigen Kreisen vor allem deshalb beliebt, weil er ein Auto hat und jeden auch gerne mal durch die Gegend kutschiert. Meine Rückreise war also gesichert!


Der Pirat, der Teufel und ich


Danijel und Cousin


Stascha und ihr Freund


Das Bier habe ich danach übrigens auf den Tisch zurück gestellt.

Daher konnte ich den Rest des Abends etwas unbesorgter angehen und musste nicht mehr so auf die Uhr schauen. Viel später bin ich deshalb trotzdem nicht zurückgekehrt. Eigentlich wollten wir zwar zusammen mit den anderen ERASMUS-Studenten noch mit in den nächsten Club gehen, dazu bedurfte es allerdings einer "ESN-Assi"-Karte. Das Dokument mit dem sehr aufschlussreichen Namen ist für gewöhnlich eher unnötig. In diesem Falle aber ließen die Herren von der Sicherheit nicht mit sich spaßen. Ohne Ausweis, keine Party. Da wir ja Freund und Fahrer kaum draußen im Regen warten lassen konnten, entschieden wir uns daher, gleich zurück zu fahren. Mir sollte es recht sein. Ich muss ja nicht unbedingt bis zum Sonnenaufgang weg bleiben...

Spontan in Bologna

Spontane Einfälle sind doch meistens die besten. Ok, ganz spontan war er nicht. Nach Bologna wollte ich sowieso noch mal fahren. Aber das ich nun gerade am Samstag fahren würde, ohne jegliche Begleitung, nicht einmal von einem Reiseführer, ist doch eher untypisch. Egal. Ich schwinge mich am nicht mehr ganz so frühen morgen auf mein Fahrrad und komme 15 Minuten vor Abfahrt des Zuges am Bahnhof an. Oh je, ob ich das wohl noch schaffe? An den Automaten stehen lange Schlangen, genauso an den Schaltern. Aber ich weiß ganz genau was ich will und so gehe ich direkt zu dem Automaten am Gleis 1. Hier steht ein Pärchen, das sich offensichtlich nicht entscheiden kann und ein Mann, der nur einen ruhigen Platz zum telefonieren sucht. Wenige Minuten später stehe ich am Gleis, der Zug fährt ein, und ich suche mir ein gemütliches Plätzchen.

In Bologna angekommen wird mir erst bewusst, dass ich keine Ahnung habe, was ich hier eigentlich sehen möchte. Ich gehe einfach in irgendeine Richtung, die vielversprechend aussieht und finde reichlich schöne Sachen.





Ich folge dem Markt, finde einen Vodafone-Shop um meine Handykarte aufzuladen und lande auch geradewegs auf der Piazza Maggiore.


Neptunbrunnen auf der Piazza Maggiore

Und siehe da, dort gibt es nicht nur schöne Häuser und Straßen, sondern auch kostenlos Lasagne und Eis. Ein Verein für saubere Städte in Italien feiert hier ein Fest mit und für alle Bürger und ein junger Italiener arabischer Herkunft boxt sich durch die Schlangen, um mir auch noch etwas von den Leckereien zu besorgen. Eigentlich arbeitet er ja für die Organisation, aber die Party ist fast vorbei und daher nimmt er sich gerne Zeit, mir einige Schönheiten Bolognas zu zeigen. Das Rathaus zum Beispiel, das gleichzeitig auch Museum und Bibliothek ist und daher Schätze der Malerei und Skulpturbildnerei beherbergt. Oder den wunderbaren Ausblick auf die Stadt von einem der höchsten Türme Bolognas aus. 492 Stufen steigen wir nach oben und man merkt ihm an, dass er das nicht gewohnt ist. Naja, ich laufe ja auch gerne mal zwei mal am Tag 102 Stufen hoch. Das trainiert für solche Strapazen.


Bologna von oben


Ein erschöpfter Omar



Dann führt mich Omar – ich werde erst später erfahren, dass er so heißt – über den Markt, erzählt mir von seinem Leben in Italien und spendiert mir sogar noch ein großes Stück Pizza. Das ich mein Buch und meine Fahrkarte nach Hause selbst bezahlen will, scheint ihn tatsächlich zu kränken. Die östliche Mentalität ist offensichtlich eine andere, als die europäische, zumindest als die deutsche. Aber alles in allem ist es wirklich ein gelungener Ausflug. Und ich habe einen Freund mehr in der Welt gewonnen. Sie wird immer kleiner – zumindest scheint mir zur Zeit sehr oft so. Gab es nicht mal eine Zeit, in der ich nicht allein über die Straße gehen durfte?


"Farräder oder Motorräder abstellen verboten"

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Bunt, bunter, Berlin

Ich bin mal wieder hier. Oder war es zumindest bis vorgestern noch – in Berlin. Ein paar Leute haben mich sogar gesehen und mit mir gesprochen. Das heißt, es kann kein Traum gewesen sein, auch wenn es mir – zumindest in den ersten Tagen – so vorkam. Plötzlich versteht man wieder alle Schilder am Flughafen. Plötzlich sprechen die Verkäufer wieder die eigene Sprache, und dazu auch jeder andere, der sich mit mir in Bus und Bahn quetscht.
Am Samstag, direkt nach meiner Ankunft, haben wir – wer mich kennt, weiss, was „Wir“ heißt – uns erst mal auf den Weg nach Potsdam gemacht. Meine Schwester hat sich nach vielen Jahren dazu entschlossen umzuziehen und hat extra für mich die Einweihungsparty verschoben. Es sit eine wirklich sehr schöne Wohnung, auch wenn IKEA noch nicht alles geliefert hat und die Einrichtung noch nicht ganz komplett ist. Und das Essen war auch super – das ist ja das wichtigste.
Sonntag ging es dann zurück in die alte Heimat. Ludwigsfelde steht noch, und dazu noch einige weitere Gebäude und Geschäfte, die bei meiner Abreise noch nicht ganz fertig waren. Diese Stadt wächst immer weiter in Höhe und Breite – na warte, Berlin. In ein paar Jahren wirst du auch eingemeindet .
Nach dem Besuch bei meinen Eltern sind wir durch die Kälte Berlins spaziert, denn genau an diesem Wochenende fand der Abschluss des diesjährigen „Festivals of Lights“ statt. Die wichtigsten und bekanntesten Sehenswürdigkeiten Berlins werden dafür in den unterschiedlichsten Farben angestrahlt. Hunderte eifriger Fotografen weihen ihre neugekauften Stative ein, um die bestmöglichen Bilder zu knipsen. Vermutlich werden auch einige davon demnächst zu Postkarten erkoren oder im Internet veröffentlicht. Ich hatte kein Stativ. Aber ich war trotzdem recht zufrieden mit den Bildern. Hier ein kleiner Eindruck:


Messe und Funkturm


Schloss Charlottenburg


Ich mit Berliner Bär


Rathaus Charlottenburg


Französischer Dom


Gendarmenmarkt


Brandenburger Tor

Montag und Dienstag zeigt sich der Herbst von seiner besten Seite. Zwar ist es windig und hundekalt, aber trotzdem scheint die Sonne. Die Blätter an den Bäumen und auf den Bürgersteigen machen Berlin noch bunter als die Lichter es in den Nächten zuvor schon getan hatten. Ich muss ein paar organisatorische Dinge klären, persönlich und per Post. Warum bekomme ich eigentlich in 3 Monaten keinen einzigen privaten Brief? Oder wenigstens eine Postkarte? Beim einkaufen mache ich mir an der Kasse klar, dass ich tatsächlich deutsch mit der Verkäuferin reden kann. Und sie versteht mich sogar! Als ich gerade wieder in diese meine Realität eintaucht bin, heisst es aber auch schon wieder Abschiednehmen. Aber ich komme ja wieder – erst mal nach Parma und im Dezember nach Berlin. Solange muss die Hauptstadt dann erst mal ohne mich auskommen. Ich glaube, das schafft sie auch ganz gut.

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Das Leben eines Baggerfahrers...

...ist hart und beschwerlich. Schon gegen 7 Uhr quält er sich aus dem Bett. Die Sonne ist noch nicht einmal aufgegangen, als er bereits an seinem Tisch sitzt und seinen Espresso schlürft. Die Kinder liegen noch im Bett. Die Frau bereitet das Frühstück vor. Er ißt nur einige Kekse, dann verlässt er das Haus. In seinem kleinen Fiat macht er sich auf dem Weg, die Via Langhirano entlang, biegt auf das Campusgelände ein und parkt seinen Wagen direkt vor der Baustelle. Dann wechselt er das Gefährt – vom unscheinbaren Kleinwagen steigt er nun in die große gelbe Karosserie. Meckernd und schnaubend setzt sich der Bagger in Bewegung – erklimmt die Sandberge, walzt die Erdwälle glatt, krallt nach dem Boden der vor ihm liegt und wirft ihn wieder ab. Er ist der Inbegriff der Kraft selbst: Groß, stark, laut. Und er weckt damit hunderte Studenten und Arbeiter, die wenige Meter entfernt eben noch friedlich in ihren Betten lagen.
Aber nicht mit mir, mein lieber. So nicht! Ich weiß schon, wie ich diese unangenehme Art geweckt zu werden ein für allemal zur Vergangenheit mache. Ich stehe einfach früher auf!
Das ist auch dringend nötig. Langsam aber sicher neigt sich das Semester nämlich dem Ende zu und das heißt, dass auch die gestellten Prüfungsarbeiten nun bald mal erledigt werden sollten. Jeder aus der Klasse arbeitet hart daran, zumal, wenn das Abgabedatum mal schnell um zwei Monate noch vorn verlegt wird – zumindest verglichen mit dem, was im Handbuch steht. Daher wird dieser Blog hier auch nicht mehr so oft aktualisiert, wie er eigentlich sollte. Aber es kommt auch eine Zeit nach den Prüfungen. Und dann kann man auch wieder mehr erleben... und schreiben!


Letzte Änderungen

Noch in Berlin (nadinemes, 01.Dez 11, 21:03)

Willkommen in Berlin!!! Das war... (ichbinvcp, 24.Dez 10, 20:40)

Der letzte Eintrag... (nadinemes, 18.Dez 10, 01:30)

Nur noch eine Woche Parma ;( (nadinemes, 09.Dez 10, 20:36)

Ich kriege Besuch!!! :) (nadinemes, 01.Dez 10, 19:55)