Sonntag, 10. Oktober 2010

Beat of Parma

Nachdem ich nun schon über einen Monat lang hier in Parma bin, kann ich mich jetzt endlich auch als Einheimische fühlen. Denn erst jetzt habe ich jenes Utensil ersatnden, was für jeden Parmesaner selbstverständlich ist: ein Fahrrad! Zugegeben, es ist alt, es klappert ziemlich verdächtig und ich muss wohl noch ein bisschen dran schrauben und drehen, bevor es allen meinen Anforderungen entspricht. Aber es ist fahrtüchtig und tatsächlich bin ich damit schneller in der Uni, als wenn ich mit dem Bus fahre. Zumindest, wenn ich, wie ich das nun mal mache, erst auf den letzten Drücker mein Zimmer verlasse und noch eine gefühlte Ewigkeit an der Haltestelle stehen müsste. Auf meinen neuen Drahtesel muss ich nämlich nicht warten. Der fährt, wenn ich es ihm sage. So, wie es sein soll!
Außerdem habe ich nun auch endlich einmal das Parmaer Nachtleben erkundet. Die ERASMUS-Organisation ESN-ASSI beginnt jetzt, pünktlich zum Semesterbeginn, mit den Veranstaltungen für die ausländischen Studenten. Es scheint so, als würde man hier vor allem auf eines Wert legen: Party, Party, Party! So geht es beim Welcome-Day auch hauptsächlich darum den Studenten zu sagen wann sie wo mit wem feiern können und zeigen Bilder davon wie das ganze im letzten Jahr aussah.
Und dieses Jahr? Carol und ich machen uns mit dem letzten Bus in die Stadt auf den Weg und laufen das letzte Stück. Dank meiner Stadtplanskizze kommen wir auch ohne weitere Probleme zum Club. Allerdings dennoch ein bisschen zu spät, um den Ansturm auf das Buffet mitzubekommen. Das ist dann auch nach. 2 Minuten bereits leer geräumt ist und auch für die Sangria bleibt nur noch etwa eine halbe Stunde Zeit, bevor sie sich restlos auf die vielen Plastikbecher verteilt hat. Natürlich kann man auch hier im Club essen bestellen. Der Preis entspricht aber nicht unbedingt den studentischen Verhältnissen. Daher verzichten wir dann doch. Wie gut, dass ich zu Hause bereits gegessen hatte.
Als wir es uns gerade an einem Tisch gemütlich gemacht haben, kommen ein paar der ERASMUS-Organisatoren vorbei, um mit uns zu quatschen. Sie erklären uns auch, dass hier erst ab Mitternacht getanzt wird, was uns einigermaßen enttäuscht, da die letzten Nachtbusse zurück ca. 1 Uhr fahren. Da bleibt nicht viel Zeit, sich auf der Tanzfläche auszutoben. Aber wie das leben so spielt entscheidet sich der DJ dieses Mal bereits gegen 23 Uhr tanzbare Musik aufzulegen. Auf dem Parkett bleibt es trotzdem einigermaßen ruhig. Offensichtlich ist jeder hier zu scheu, um der erste zu sein. Und wer von den zahlreichen Gästen aus Italien, den USA, Spanien, Frankreich, und vielen weiteren Ländern macht dann den Anfang? Drei junge Frauen mit deutscher Staatsbürgerschaft. Wer hätte das gedacht? Ich glaube, damit widersprechen wir so ziemlich jedem Klischee, dass es von uns gibt. Aber wen stört’s? Hauptsache, wir haben Spaß! Und bis die anderen sich dann auch mal trauen, dauert es auch nicht mehr lange.

Dienstag, 5. Oktober 2010

Milano - davvero alla moda

Mailand ist die Stadt der Mode. Das ist wahrlich kein Klischee, es bewahrheitet sich, wohin man nur blickt. Nicht nur, dass jeder zweite Modeladen den Namen eines bedeutenden und wohlbekannten Designers trägt, man sieht es auch an den Leuten hier. Ich habe am Wochenende in Mailand keinen einzigen Menschen gesehen, den man nicht von der Straße direkt in ein Modekatalog-Shooting hätte stecken können – und das, ohne auch nur noch einmal die Frisur zu richten. Und dass Gummistiefel einmal „in“ sein würden, das können auch nur Italiener wissen.
Aber natürlich gibt es auch andere schöne Sachen in Mailand. Von unserem etwas abgelegenen, aber absolut wunderschönen Hotel aus machen Victor und ich uns jeden Tag unseres verlängerten Wochenendes auf ins Abendteuer. Aber erst nach einem ausgiebigen Hotelfrühstück – ich liebe Hotelfrühstück!
Samstag erkunden wir erst mal das Zentrum: die Piazza del Duomo, den Duomo selbst, die Galleria Vittorio Emanuele II, die Piazza Scala mit Leonardo da Vinci, dem Palazzo Marino und natürlich dem weltberühmten Opernhaus.


Der Mailander Dom


Die Galleria


Leonardo da Vinci - mit Taube auf dem Kopf

Tatsächlich muss ich feststellen, dass mir die vielbesungene Mailänder Scala gar nicht mal so sonderlich ins Auge sticht, als ich sie das erste mal sehe. Das Gebäude wirkt neben dem gigantischen Duomo eher wie eine Schule oder eine älteres Regierungsgebäude. Leider habe ich auch keine Möglichkeit, mal hineinzusehen. Tagsüber sind die Türen gut verschlossen und am Abend verstören mich die gut bewaffneten Sicherheitspolizisten auf der Piazza zu sehr, als dass ich es wagen würde, einen längeren Blick in das Innere zu werfen. Das Polizeiaufgebot hier ist erstaunlich. Abends stehen sie mit Maschinengewehren auf den Straßen, tagsüber spazieren sie mit „einfacheren“ Waffen durch die Fußgängerzone. Braucht Mailand das wirklich, um sicher zu sein? Die Stadt wirkt eigentlich nicht wirklich bedrohlich, bis auf die Tatsache, dass gegen Abend alle Läden verschlossen und verriegelt werden und man sich plötzlich fühlt wie in einem alten Western.

Von den US-Anfängen kann man aber auch problemlos ins Mittelalter wechseln, wenn man sich zum Castello Sforzesco begibt. Hier sind die Anhänger schon am Samstag fleißig dabei, die Rede Berlusconis am nächsten Tage vorzubereiten und mit zahlreichen Präsenttaschen voller Kleinigkeiten zu bewerben. Victor und ich spazieren derweilen lieber durch den angrenzenden Parco Sempione. Am Abend finden wir uns wieder vor dem Castello wieder – vor der Fontana, um genau zu sein. Denn nach längerem Suchen finden wir hier die Tram, die uns zurück zum Hotel bringt. Sie sieht allerdings gar nicht so modern aus, wie wir das noch vom Morgen gewohnt sind. Sollten diese Holzsitze tatsächlich aus dem Jahre 1836 sein, wie die Zahl auf dem Tram-Gehäuse es vermuten lässt? Eher unwahrscheinlich – hoffe ich zumindest...


Das unaussprechliche Castello samt Fontana


Das Brandenburger Tor - oder doch nicht?

Am Sonntag ist Shoppingtag. Hier scheint es keine Mitarbeiterstreiks oder gesetzliche Verkaufsverbote zu geben. So ziemlich alle der teureren Läden haben heute geöffnet. Und auch einige, die mehr als fünf verschiedene Kleider anbieten und deren Preise noch unterhalb der Drei-Ziffern-Zahlen verbleiben – vor dem Komma, versteht sich. Wieder stelle ich fest, dass die H&M-Läden in jedem Land andere Sachen verkaufen – und natürlich überall schönere als in Deutschland.
Vorher besuchen wir allerdings noch den Friedhof. Das Eingangsgebäude des Cimitero Monumentale hatte ich nämlich bereits von der Bahn aus gesehen und für sehenswert befunden. Friedhöfe sind keine Touristenorte. Dennoch läuft uns sogar eine Gruppe samt Stadtführerin über den Weg. Das ist auch kein Wunder. Die Gräber hier ähneln eher einer Ansammlung teuerster Statuen und Denkmäler. Kaum eines, das kein Monumentalbild aufzuweisen hat. Beeindruckend ist das allemal.


Cimitero monumentale


"Souvenire Venice hand made in China"


Victor vor/auf der Fontana

Für Montag planen wir eher einen ruhigen Spaziergang. Immerhin muss Victor schon halb sieben wieder nach Spanien fliegen und auch ich möchte noch vor acht Uhr abends zurück in Parma sein, damit ich noch einen Bus zum Studentenwohnheim bekomme. Da es überdies noch regnet, laufen wir gut bepackt durch die nasse Stadt: mit Trolley, zwei Rucksäcken, einem Regenschirm und einer Rose (Ja, den Spruch: Wollnsenerosekaufen?, gibt es auch hier ☺ ). Neben der Universià degli Studi di Parma und der Piazza Fontana besichtigen wir noch einige Kirchen und Monumente, die uns entgegenkommen. Dann geht es zur Stazione Centrale.


Università degli Studi di Milano

Bevor ich mich in den Zug nach Parma setze schlendere ich noch einmal durch den Bahnhof. Eigentlich bin ich auf der Suche nach einem guten Buch. Doch auch hier zeigt Mailand, wie viel wichtiger die Mode doch ist. Ich finde keinen Buchladen, dafür aber einen Laden für Unterwäsche, einen Optiker und ein Spezialgeschäft für Fuß- und Beinbekleidung. Da ich mich aber nicht zwei Stunden lang mit einer Strumpfhose beschäftigen kann, stapfe ich zum Kiosk. Dort muss ich mich mit einer milde gesagt spärlichen Auswahl begnügen. Selbst in Parma gibt es mehr Bücher am Bahnhof als hier. Dabei bin ich, was Sprache angeht, sogar recht flexibel. Wahrscheinlich ist es nur mein großes Manko, keine Krimis zu mögen, das mir hier wieder Steine in den Weg legt. Also gut. Ich entscheide mich nach langem Hin und Her für den Piccolo Principe. Antoine de Saint-Exupéry habe ich ja schon sowohl auf Deutsch als auch auf Französisch gelesen. Mal sehen, wie er mir auf Italienisch gefällt. Und „alla moda“ ist der „Kleine Prinz“ allemal. Damit passt das doch!

Dienstag, 28. September 2010

Parma - und was es hier so gibt

Nachdem ich mich hier so einigermaßen eingelebt habe, wird es Zeit, mir mal die Umgebung näher anzuschauen. Parma selbst kenne ich ja schon ganz gut, aber der Campus um mich herum hat auch einiges zu bieten - bald.
Ich werde nämlich nahezu jeden Morgen von sehr fleißigen Menschen geweckt, die schon um 7 Uhr direkt hinter dem Haus buddeln, bauen und hämmern. Hier ist im Moment alles im Umbruch. Es soll ein schöner Park zum joggen entstehen, das Schwimmbad steht schon, ist aber noch nicht eröffnet und das Studentenwohnheim selbst wird auch immer moderner. Auf dem Campus selbst gibt es auch so einiges an Freizeitmöglichkeiten - leider alles gegen saftige Bezahlung. Zumindest die Sportanlagen darf man ohne Entgelt nicht benutzen. Das Freibad hat um diese Jahreszeit natürlich geschlossen und als ich am Samstag und Sonntag am Restaurant und der Studentenbar vorbeischlenderte, waren diese auch noch zu.
Also muss ich andere Möglichkeiten finden, mir die Zeit zu vertreiben. Eine Fahrradtour zum Beispiel. Ein Fahrrad über 3 Stunden lang zu leihen kostet auch nur 2,10 €. Das kann man sich dann trotz Streiterei mit dem Bafög-Amt noch leisten. Und dafür hatten wir dann wunderbares Wetter und eine sehr lustige Zeit. Hier in Parma hat jeder, der etwas auf sich hält, ein Fahrrad. Man kann auch fast jede Strecke auf diese Weise zurücklegen. Selbst vom Wohnheim bis zum Institut dauert es höchstens 25 Minuten. Nur schade, dass es so schwer ist, ein gebrauchtes Rad zu finden - sonst würde ich mich längst täglich auf meinen Drahtesel schwingen, um zur Uni zu kommen. Außerdem hat so ein Rad auch keine begrenzten Fahrzeiten, wie etwa die Busse, die nur bis 20 Uhr fahren. Die besonderen "Pronto-Busse", die auf Zu- bzw. Anruf kommen, fahren auch nur bis 1 Uhr nachts. Und man weiß nie, wie man dann von einem Stadtausflug wieder zurückkommt.
Daher verbringen wir auch die meisten Abende gemütlich im Studentenwohnheim, kochen und schauen einen Film. Das macht auch Spaß und ist nicht so kalt... :)

Parmas Flora und Fauna:


Aus dem vertrockneten Flussbett wird langsam aber sicher ein richtiger Strom!


Süße kleine Schildkröten im Teich des Parco Ducale


Also ich sage, das ist eine Ratte - 30 cm lang, aber trotzdem eine Ratte! Gegenstimmen?


Und, wo ist das Vögelchen?


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Noch in Berlin (nadinemes, 01.Dez 11, 21:03)

Willkommen in Berlin!!! Das war... (ichbinvcp, 24.Dez 10, 20:40)

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Nur noch eine Woche Parma ;( (nadinemes, 09.Dez 10, 20:36)

Ich kriege Besuch!!! :) (nadinemes, 01.Dez 10, 19:55)